1799 - vor 200 Jahren verfaßte der preußische Major von Jenckner eine Beschreibung Barmens, in der er über Heckinghausen lapidar bemerkte: „Neben Rittershausen
liegt im Grunde an der Wupper das Dorf Heckinghausen, wo eine schöne steinerne Brücke über die Wupper und ein Gesundbrunnen ist."
Jenckner war der Kommandeur der preußischen Besatzungstruppen in Barmen. Das Wuppertal gehörte zwar zum Herzogtum Berg, das wiederum mit der Pfalz
und Bayern in Personalunion unter dem Kurfürsten Karl Theodor vereint war. Die französische Revolution von 1789 und in ihrem Gefolge die 1792 ausgebrochenen Revolutionskriege führten jedoch zu
einer Besetzung unserer Heimat durch fremde Truppen. Österreich kämpfte gegen Frankreich, Preußen machte nur kurz mit, arrangierte sich im April 1795 im Frieden zu Basel aber bereits wieder mit Frankreich. In der Nacht vom 5./6. September 1796 überquerte eine französische Armee den Rhein und durchbrach die österreichischen Verteidigungslinien.
Das österreichische Korps zog sich über Elberfeld und Barmen zurück und erreichte einen Tag später Schwelm. Für diesen Fall hatten Preußen und Franzosen bereits bei ihrem Friedensschluß
vorgesorgt und eine Demarkationslinie quer durch Barmen vereinbart. Preußische Feldjäger rückten am 9. September schleunigst bis zu dieser Linie in Barmen ein und besetzten die Heckinghauser,
Gemarker und Dörner Brücke so-wie die Wege nach der Schönebeck. Einige Tage später kamen die Franzosen und stellten ihre Posten neben den preußischen auf. Bald wimmelten nach einem
Augenzeugenbericht nicht nur die Wupperbrücken in den Dörnen und auf der Gemarke, sondern auch die Heckinghauser Brücke von preußischen und französischen Soldaten.
Da diese Aufteilung den Verkehr in Barmen behinderte, erwirkte auf Ersuchen der Barmer der preußische Leutnant von Hakke in Verhandlungen mit dem
französischen General Jourdan in Bonn, daß die Demarkationslinie zur Haspeler Brücke verlegt wurde. Ganz Barmen blieb bis zum Frieden von Luneville (1801) preußisch besetzt und dadurch von den
weiteren Wirren der Revolutionskriege verschont. Von Jenckner übernahm den Befehl über diese Truppen und fertigte später die eingangs erwähnte Beschreibung
Barmens.
Die Zahl der Häuser in der Heckinghauser Rotte gibt v. Jenckner mit 60 an. In den Nachbarrotten standen in Rittershausen (mit Bockmühle) 82, in der
Wülfinger Rotte (Wupperfeld) 75 und in der Ober Clever Rotte (Heidt) 75. Ganz Barmen umfaßte 924 Häuser. Zu den Häusern stellt v. Jenckner fest: „Ställe bei diesen Häusern sind sehr rar. Im
ganzen Amte Barmen können noch keine 200 Pferde untergebracht werden."
Ein Steuerhebezettel von 1784, der aller-dings nur die Grundsteuer und nicht die Gewerbesteuer enthält, führt 30 Höfe auf. Der Hebezettel der
Kriegssteuern von 1805 nennt die gleiche Zahl. Die von Jenckner angegebene Zahl der Häuser war also doppelt so groß wie die Zahl der grundsteuerpflichtigen Höfe, ein deutliches Zeichen, wie sehr
Handwerk und Gewerbe sich neben die Landwirtschaft geschoben hatten. So verwundert es auch nicht, daß in diesen 60 Häusern im Jahr 1800 bereits rund 1000 Personen wohnten.
Die von Jenckner erwähnte schöne steinerne Brücke ist die alte Heckinghauser Brücke, die nächstes Jahr 225 Jahre alt wird. Der Gesundbrunnen befand
sich in der unteren Gosenburg auf dem Gelände, das später der Familie Schnutenhaus gehörte. Bei dem Brunnen handelt es sich wohl um eine ähnliche Einrichtung wie der seinerzeit sehr bekannte
Schwelmer Brunnen. Letzterer war ein tiefer Trinkbrunnen, der oben mit mächtigen Steinen zu einem Bassin ausgebildet war, in dem man im heilkräftigen Wasser baden konnte. Das Bassin war durch
einen „Brunnen-Thurm", einen achteckigen Pavillon vor Wind und Witterung sowie neugierigen Blicken abgeschlossen. Ähnlich muß man sich den Heckinghauser Brunnen vorstellen. Am Wohnhaus der
Familie Lüttringhaus befand sich ein langer, zweistöckiger Anbau, in dem im Sommer zeitweilig Badegäste wohnten. Der Brunnen war wohl schon verschüttet, als 1868 die Familie Schnutenhaus den
Besitz übernahm. Woher die besondere Heilkraft des Brunnens kam, ist unbekannt. Der Untergrund enthält keine geologischen Besonderheiten wie z.B. seltene Mineralien. Wahrscheinlich war der Glaube
an die Heilkräft des Wassers das Wichtigste an de Sache!
Im Jahr 1799 starb auch der Landesher Kurfürst Karl Theodor, seines Zeichen: Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Bert und von Jülich. Er hatte seit
1742 in unserem Lande geherrscht und war bei seiner Untertanen sehr beliebt gewesen. 174 weilte er zu Besuch in Barmen und versuchte sich anläßlich der
Vorführunger der Bleicher selbst an der Güte. 1767 und 1785 besuchte er Barmen noch einmal Als 1777 die bayrischen Wittelsbachei ausstarben, verhinderte Friedrich d. Gr. im Bayrischen
Erbfolgekrieg (1778/79), daß der Kaiser Bayern als erledigtes Reichslehen einzog, und setzte die Erbfolge Karl Theodors durch. Dieser wurde Kurfürst von Bayern und verlegte seine Residenz von
Mannheim nach München. Da das Herzogtum Berg nun zu Bayern gehörte, jenseits der Wupper mit Langerfeld aber die preußische Mark begann, war Heckinghausen damit indirekt das letzte bayrische Dorf
vor Preußen!
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Gerhard Dabringhausen
Quelle:
Jahrbuch 99/00, Seiten: 87, 89