Fremde Kriegsvölker benutzten gerne den durch das Wuppertal vom Rheinland nach Westfalen führenden Weg, so z. B. in den Kriegen Friedrich des Großen. Während des
7jährigen Krieges war das Rheinland Aufmarschgebiet der Franzosen gegen den mit Preußen verbündeten Kurfürsten von Hannover, der zugleich König von England war. So hatte auch Heckinghausen von
1757-1762 regelmäßig unter Einquartierungen, Durchmärschen, Kontributionszahlungen etc. zu leiden. Nach anfänglich erfolgreichem Vorstoß der Franzosen gegen Hannover wendete sich Ende 1757
infolge der Siege Friedrichs des Großen bei Roßbach und Leuthen das Blatt. Eine neue englisch-hannoversch-preußische Armee unter dem Kommando des Prinzen Ferdinand von Braunschweig drängte die
Franzosen 1758 ins Rheinland zurück. Von da an befand sich das Bergische Land bis Ende 1762 ständig im Kampfbereich.
In Heckinghausen lag der militärisch wichtigste Punkt am Heckinghauser Brögel. Dort führte schon seit alter Zeit ein Weg vom Bergischen ins Märkische durch eine
Furt in der Wupper. Ab 1606 gibt es erste Hinweise auf eine hölzerne Brücke (= Brögel). Heute steht dort die alte Heckinghauser Brücke.
Die Stelle an der Wupper war der geeignete Ort, einen Gegner am weiteren Vormarsch zu hindern. Richtige Kampfhandlungen blieben den Heckinghausern
aber zum Glück erspart. Nur in Elberfeld kam es am 05. Juni 1759 und 07. Mai 1762 zu Gefechten. Caspar Beckmann II vom Bockmühlhof berichtet außerdem in der Beckmannschen Familienchronik (zitiert
bei Spannagel, Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Bd. 26, S.85 ff.), daß am 23. Juni 1758 dank des „hell Wetter" der Donner der Schlacht von Krefeld bis Barmen zu hören war.
Von Caspar Beckmann II erfahren wir auch etwas über die „Truppenaufmärsche" vor 240 Jahren am Heckinghauser Brögel. Am 24. Juli 1758 zog eine
Kompanie von 120 französischen Infanteristen in Elberfeld ein. Die Franzosen schickten von dort einen Brief ins märkische (= preußische) Schwelm, in dem sie die Lieferung von 100 Paar Schuhen
verlangten. Die Schwelmer verweigerten dies und sandten Boten an alle umliegenden Dörfer und Städte mit der Bitte um Hilfe. Die Langerfelder Bauernschaft - „Bürger, Weiber und Bäuern" - hielt die
ganze Nacht mit scharfem Gewehr Wache an den Grenzen. 40 Bewaffnete stellten sich an der Klippe, 30 weitere an der Wupper am Heckinghauser Brögel auf. Wegen der Nähe hannover'scher Streifkorps
rückten die Franzosen aber schon am nächsten Tag ab, so daß die „Schlacht am Heckinghauser Brögel" nicht stattfand.
Noch gefährlicher wurde es im Winter 1761/62. Damals hatten auch die Heckinghauser Einquartierung durch französische Jäger und Grenadiere, 3-10 Mann
pro Haus. Auf die Nachricht, die Hannover'schen wären schon in Dortmund, wurde Alarm gegeben und ca. 25-30 Franzosen marschierten am Brögel auf. Die Wachstube wurde in einem kleinen Häuschen bei
Caspar Schwarz am Brögel eingerichtet. Um ein geeignetes Quartier für die ganze Truppe zu bekommen, warfen die Franzosen kurzerhand die Familie des Engelbert Hünninghaus aus ihrem Haus. An der
Wupper entstand eine Barrikade aus Karren, am Weg zur Bockmühle eine aus Baumstämmen. Ein Posten stand nun stets an der Wupper, Patrouillen schwärmten bis Schwelm und Gevelsberg. Vier Nächte
herrschte ständiger Lärm.
Erst im Januar 1762 beruhigte sich die Lage allmählich. Am 06. Mai 1762 wurde jedoch um 9.00 Uhr abends Großalarm ausgelöst. Die Hannover'schen waren in Schwelm!
Die französischen Detachements in Barmen bezogen ihre Stellungen. In Heckinghausen wurde die Straße mit Hölzern und Bäumen gesperrt; die Soldaten postierten sich in Döppers Hof hinter einer
Mauer. Husarenpatrouillen scharmützelten bei Schwelm mit dem Feind.
Aber auch diesmal kam es nicht zur Schlacht. Nachts um 2.00 Uhr zogen die Franzosen ab, zwischen 3.00 und 4.00 Uhr war bereits die Vorhut der
Hannoveraner da. Diese bestand aus 65 Mann in schwarzen, gelben und grünen Uniformen sowie einigen Husaren. Sie marschierten am Brögel durch die Wupper nach Heckinghausen und feuerten einige
Warnschüsse ab. Bei Döppers Hof wichen sie nach links von der verbarrikadierten Straße ab und zogen über den Murmelbach zum Barmer Wald.
Die Hauptmacht der Hannoveraner marschierte über Rittershausen nach Elberfeld, wo sie das eingangs erwähnte Gefecht vom 07. Mai 1762 gewann.
Man kann sich eine Vorstellung davon machen, welche Schrecken derartige Ereignisse unter der Zivilbevölkerung verbreiteten, die den Truppen - ob
Freund oder Feind - weitgehend hilflos gegenüberstand. So war dann der 21. Februar 1763 für die Heckinghauser ein Freudentag, denn von Schwelm her traf die Nachricht vom Frieden von Hubertusburg
ein.
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Gerhard Dabringhausen
Quelle:
Jahrbuch: 97/98, Seiten: 81, 83, 85